Warum?

Weil es auf eine fast schon erschreckend treffende Weise beschreibt, wie wir in unserer modernen Gesellschaft versuchen, unser Leben in den Griff zu bekommen – mit Hilfe von Daten, Studien, Trends und Optimierungsstrategien (siehe SmartWatch – zählst du auch deine Schritte?).

Dabei verlieren wir etwas ganz Wesentliches: das Miteinander, das Natürliche, das Spontane.

Besonders stark fand ich die Stelle im Buch, an der das Marshmallow-Experiment aufgegriffen wird. Dieses Beispiel zeigt auf ironische und zugleich bittere Weise, wie wir wissenschaftliche Studien hernehmen, um daraus einen Maßstab für „gute Erziehung“ oder „richtige Entscheidungen“ zu machen. Und dabei übersehen wir völlig, was wir unseren Kindern damit eigentlich antun. Wir quälen sie, oft ganz unbewusst, mit einem überhöhten Anspruch an Selbstkontrolle und Zielstrebigkeit – in der Hoffnung, sie damit „fit für die Zukunft“ zu machen. Und gleichzeitig geben wir dabei ein Stück Natürlichkeit, Spontanität und Nähe auf. Wellness hält uns genau diesen Spiegel vor – und das tut manchmal weh, ist aber auch sehr befreiend.

Vorausgesetzt man akzeptiert die Satire und reflektiert das eigene tun.

Der Roman spielt mit diesem Paradoxon: Wir wollen alles richtig machen – in der Beziehung, in der Kindererziehung, in unserer Ernährung, in der Work-Life-Balance. Und je mehr wir es versuchen, desto weiter entfernen wir uns voneinander. Statt miteinander zu leben, leben wir nebeneinander her, optimieren unsere Routinen, unsere Emotionen, sogar unseren Sex – und fragen uns dann, warum sich alles so leer anfühlt.

Was das Buch so besonders macht, ist die Mischung aus feinem Humor, Beobachtungsgabe und leiser Melancholie. Es geht nicht darum, jemanden zu belehren oder alles schlechtzureden.

Im Gegenteil.

Der Roman lädt dazu ein, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, innezuhalten und ehrlich zu hinterfragen, was wir eigentlich wirklich brauchen, um glücklich zu sein.

Und dabei bleibt die Geschichte immer nah am Menschen. Die Figuren sind glaubwürdig, ihre Zweifel nachvollziehbar. Man erkennt sich an vielen Stellen selbst wieder – im verzweifelten Scrollen nach dem besten Erziehungsratgeber, im endlosen Abwägen von Diäten oder im Wunsch, sich durch Meditation zu einem besseren Menschen zu machen.

Wellness zeigt uns, dass all diese Versuche, Kontrolle zu gewinnen, oft ein Ausdruck von Angst sind. Angst vor Nähe, vor Unvollkommenheit, vor echter Verbindung. Wir ersetzen echte Begegnung durch Zahlen, echte Gefühle durch Selbsthilfe-Checklisten. Aber am Ende bleibt eine große Leere.

Mir persönlich hat das Buch gezeigt, wie wichtig es ist, sich auch mal treiben zu lassen, Kontrolle abzugeben und den Moment zu leben – mit all seinen Widersprüchen. Es hat mich zum Nachdenken gebracht, aber auch zum Lächeln. Und genau das macht für mich eine gute Lektüre aus

Fazit

Wellness ist ein kluges, ehrliches und zugleich unterhaltsames Buch über den Zustand unserer heutigen Welt – und über die kleinen Fluchten, mit denen wir versuchen, uns darin zurechtzufinden. Wer sich schon einmal gefragt hat, warum sich das Leben trotz aller Bemühungen irgendwie falsch anfühlt, sollte dieses Buch lesen. Es ist nicht nur eine Satire – es ist eine Einladung, wieder mehr Mensch zu sein.

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